Rückblick auf Peru: 

Zwischen Traum und Albtraum

Peru – ein Land voller Kontraste. Als ich meine Reise begann, stellte ich mir eine Welt vor, die ich mit meiner Kamera und meinen Fragen festhalten würde: die beeindruckenden Anden, die reichen Traditionen der Inkas und die unberührte Natur des Amazonas. Doch das Peru, das ich erlebte, war weitaus komplexer. Es war ein Land, das mich mit mehr Fragen zurückließ, als ich mitgebracht hatte – und das mir eindringlich zeigte, wie nah Traum und Albtraum beieinander liegen können.

Zwischen majestätischer Schönheit und toxischer Realität

Mein Weg führte mich von den majestätischen Höhen von Machu Picchu, einem Symbol der menschlichen Schöpfungskraft, zu den grauenvollen Abgründen von Cerro de Pasco, einer Stadt, die buchstäblich von einem riesigen Tagebau verschlungen wird. Während ich in Machu Picchu die Perfektion der alten Inka-Architektur bewunderte, konnte ich in Cerro de Pasco kaum atmen. Höhenkrankheit, toxische Gase und die lähmende Armut zwangen mich – buchstäblich und metaphorisch – in die Knie.

Diese beiden Orte könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch gehören sie beide zu Peru. Der eine zieht Millionen von Touristen an, der andere wird von der Welt weitgehend ignoriert. Während der Tourismus das Gesicht des Landes für viele prägt, bleiben die unsichtbaren Schattenseiten wie Cerro de Pasco oft unentdeckt – obwohl sie das Leben Tausender prägen.

Die dunkle Seite des Amazonas

Von den Anden führte mein Weg in den Amazonas, nach Puerto Maldonado, ein weiteres Tor zu Perus Naturwundern. Doch hier, im Herzen des Regenwaldes, fand ich eine andere Form von Dunkelheit. Menschenhandel, Zwangsprostitution und die brutale Realität des illegalen Bergbaus zeichneten ein erschütterndes Bild. Ich sprach mit einem Fahrer, der Touristen zu minderjährigen Prostituierten brachte, und traf eine ehemalige Zuhälterin, die gezwungen wurde, Minderjährige auszubeuten. Ihre Geschichten zeigten mir, wie tief diese Probleme in der Region verwurzelt sind.

Der Amazonas, den ich mir als unberührtes Paradies vorgestellt hatte, offenbarte sich als Schauplatz für Albträume, die durch globale Nachfrage und wirtschaftliche Not verursacht werden.

Ein Land der Widersprüche

Was mich während meiner gesamten Reise begleitete, war der schmerzhafte Kontrast zwischen den atemberaubenden Landschaften und der harschen Realität, die viele Peruaner jeden Tag erleben. Auf der einen Seite stehen die perfekt inszenierten Postkartenbilder, die Touristen wie mich in dieses Land locken. Auf der anderen Seite stehen die unsichtbaren Probleme, die Armut, Gewalt und Umweltzerstörung mit sich bringen.

Ich fragte mich oft: Wie kann ein Land, das so viel Schönheit bietet, auch so viel Leid verbergen? Warum stehen Orte wie Machu Picchu im Rampenlicht, während Städte wie Cerro de Pasco und die Opfer von Puerto Maldonado in der Dunkelheit bleiben? Und welche Rolle spiele ich als Journalist – und als Mensch – in diesem System? Bin ich hier, um zu helfen, zu dokumentieren?

Mehr Fragen als Antworten

Als ich Peru verließ, wurde mir klar, dass ich mit mehr Fragen abreiste, als ich gekommen war. Doch vielleicht liegt genau darin der Wert dieser Reise. Die Geschichten, die ich gehört und gesehen habe, sind nicht nur Geschichten über Peru – sie sind Geschichten über die Welt. Sie sind Geschichten über Ungerechtigkeit, Widerstandskraft und die Widersprüche, die uns alle prägen.

Peru ist ein Land voller Traumlandschaften, aber auch voller Albträume. Und doch zeigt es eine unerschütterliche Stärke, eine Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Ecken Schönheit und Hoffnung zu finden. Genau darum geht es in meinem Projekt: Ugly Has a Beautiful Face. Peru hat mir gezeigt, dass Schönheit oft in den unerwartetsten Momenten liegt – und dass es unsere Aufgabe ist, diese Momente sichtbar zu machen. Peru hat mir auch gezeigt, dass Hässlichkeit oft an der unerwartetsten Orten liegt und mir eine Realität gezeigt die schwer zu verstehen ist. Deine Augen sehen es, doch der Kopf kann es nicht verstehen.